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Akute myeloische Leukämie (AML)


Die akute myeloische Leukämie (AML) ist mit 25% die am häufigsten auftretende Leukämieform bei Erwachsenen in Deutschland.1 Bei dieser Blutkrebsart kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung unreifer Vorläuferzellen im Knochenmark. Diese Zellen verdrängen die normale Bildung von Erythrozyten, Thrombozyten und funktionstüchtigen Leukozyten. In der Folge entstehen Symptome wie Blutarmut (Anämie), begleitet von Abgeschlagenheit und Hautblässe, sowie eine Neigung zu Blutungen, Infektionen und Fieber. Die AML-Symptome zeigen sich meist sehr plötzlich und entwickeln sich rasch.2 Betroffene sind im Schnitt 72 Jahre alt.3 In der Diagnostik der AML werden nach körperlicher Untersuchung und Blutbild detaillierte Analysen der Blasten in Blut und Knochenmark vorgenommen (Immunphänotypisierung, Zytogenetik und molekulare Genetik).4 Die Molekulargenetik spielt eine entscheidende Rolle, um Mutationen nachzuweisen, die potenziell durch eine zielgerichtete Therapie behandelt werden können.5 

AML-Mutationen6

 

Mit Anwendung neuer molekularer Techniken wie dem Next-Generation-Sequencing (NGS) wurde bei akuter myeloischer Leukämie eine Vielfalt genetischer Mutationen identifiziert, die potenzielle Targets für eine zielgerichtete AML-Therapie sein können. Die häufigsten Mutationen treten an den Genen FLT3, NPM1 (je ca. 30%) und DNMT3A (13,5–23%) auf. Darüber hinaus kann in etwa 10% der AML-Fälle eine IDH1-Mutation festgestellt werden.

AML-Therapie4


Die Therapieoptionen für AML werden hier nur kurz zusammengefasst und sind in der Onkopedia Leitlinie Akute Myeloische Leukämie detailliert nachzulesen. Aktuelle Studien und Links stellt das ELN (European LeukemiaNet) zur Verfügung.

Für intensiv behandelbare Patientinnen und Patienten ist der Standard in der Erstlinienbehandlung das 7+3 Regime, eine Chemotherapie-Kombination. Im Falle einer Komplettremission folgt in der Konsolidierung je nach Risikoprofil eine höherdosierte Chemotherapie oder eine allogene Stammzelltransplantation mit anschließender Erhaltungstherapie. Bei AML mit FLT3-ITD-Mutation wird eine zielgerichtete Therapie mit zusätzlicher Gabe eines FLT3-Inhibitors empfohlen.

Da die AML häufig Personen in einem fortgeschrittenen Alter betrifft, die signifikante Komorbiditäten oder eine ungünstige Zytogenetik aufweisen, ist eine intensive Chemotherapie in vielen Fällen nicht möglich. Für diese nicht-intensiv behandelbaren Patientinnen und Patienten wird daher eine Kombination aus einer hypomethylierenden Substanz (HMA) mit einem BCL-2 Inhibitor oder eine HMA-Therapie allein als Chemotherapie-freie Behandlung empfohlen.

Für Patientinnen und Patienten mit einer IDH1-Mutation ist jetzt erstmals eine zielgerichtete Therapie zugelassen.7 Aktuelle Studienergebnisse stehen Ihnen im Fachbereich nach DocCheck-Login zur Verfügung.

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Referenzen

1. Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes, Dezember 2021, https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/leukaemien/index.php, letzter Zugriff am 26.05.2023.
2. Brandts C et al. Kompetenznetz Leukämien, Ausgabe 4-2017.
3. Juliusson G et al. Blood 119:3890-3899, 2012. DOI:10.1182/blood-2011-12-379008.
4. Onkopedia Leitlinie Akute Myeloische Leukämie (AML), September 2022, https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/akute-myeloische-leukaemie-aml/@@guideline/html/index.html, letzter Zugriff am 26.05.2023.
5. Chakrabarti S et al. Cancers. 2020;12:2039.
6. Yu J. et al. Exp Hematol Oncol 9, 4 (2020). DOI: 10.1186/s40164-020-00161-7.
7. European Medicines Agency, Mai 2023, https://www.ema.europa.eu/en/documents/overview/tibsovo-epar-medicine-overview_en.pdf, letzter Zugriff am 19.06.2023.